Immer wieder sagen mir Menschen: „Also ich könnte das nicht. Mit fremden Menschen so nah, so intim, so berührend sein – und dann vielleicht noch mit welchen, die ich gar nicht attraktiv finde?“
Ich verstehe diesen Einwand gut. Ich hatte früher ähnliche Gedanken.

Neulich hat mich ein Gast genau das gefragt. Meine Antwort kam ziemlich spontan:
Ich spüre, dass mein Herz in den letzten Jahren immer weiter aufgegangen ist. Heute kann ich so viel Schönes in jedem Menschen sehen – unabhängig davon, ob er in gängige Schönheitsideale passt oder nicht.

Seine Reaktion war spannend: „Ach so, du bist einfach abgestumpft.“
Das hat mich echt beschäftigt. Denn für mich fühlt es sich genau anders herum an.

Abgestumpft sein bedeutet für mich, nichts mehr zu fühlen, sich zu schützen, dicht zu machen. Was ich aber erlebe, ist das Gegenteil: Ich fühle mehr. Ich nehme mehr wahr. Ich kann mich leichter öffnen – nicht nur für das, was mir gefällt, sondern auch für das, was mich im ersten Moment vielleicht irritiert.

Es ist, als hätte ich eine zusätzliche Brille aufgesetzt, durch die die Menschen klarer werden. Ich sehe Geschichten in Falten, Verletzlichkeit in Unsicherheiten, Stärke in Brüchigkeiten. Wenn ich jemandem begegne, spüre ich viel weniger die äußere Form – und viel stärker das, was darunter leuchtet.

Das Schöne daran: Meine Gäste spüren genau das. Sie fühlen sich gesehen, angenommen und willkommen – so wie sie sind. Oft erzählen sie mir, dass das ein Grund ist, warum sie immer wieder zu mir kommen. Es ist nicht nur die Massage, sondern die Erfahrung, dass da jemand ist, der ihr Inneres wahrnimmt und sich wirklich auf sie einlässt.

Und genau das macht meine Arbeit für mich so reich: Ich darf in Begegnungen immer wieder diesen Moment erleben, in dem Fremde keine Fremden mehr sind. Da ist kein Abstumpfen, sondern ein Aufblühen. Keine Kälte, sondern Wärme.

Vielleicht ist das die eigentliche Schönheit der Tantra-Massage: Sie führt uns dahin, den Menschen vor uns wirklich zu sehen – nicht durch die Linse unserer Urteile, sondern mit dem offenen Herzen.

Klingt wie Kitsch, funktioniert aber!