„Und machst du sonst noch was beruflich?“
Diese Frage höre ich überraschend oft. Und wenn ich dann einfach „Nein“ sage, entsteht manchmal eine kurze Stille. Ein fragender Blick. Als müsste ich doch eigentlich noch irgendwas „Richtiges“ machen – so mit festen Arbeitszeiten, Gehalt am Monatsende und vielleicht einem Drucker im Büro. Oft kommt aber auch ein „Oh, wow!“ oder “ Krass!“

Die Vorstellung, allein von Tantra-Massagen, Seminaren und dem, was man so gerne als „Herzensweg“ bezeichnet, zu leben – das passt für viele nicht in ihr Bild von Arbeit. Ich kann’s verstehen. Selbst ich hätte mir das vor ein paar Jahren noch nicht so richtig zugetraut.

Aber ja, das ist mein Beruf. Mein Alltag. Mein Einkommen. Und meine Berufung. Und das alles in einem.

Die schönen Seiten

Das Gute zuerst: Ich mache etwas, das mich wirklich erfüllt. Ich darf Menschen begleiten, berühren, herausfordern, stärken. Ich bin kreativ, eigenverantwortlich und frei in meinen Entscheidungen.
Ich merke oft, wie sinnvoll sich das anfühlt, was ich tue. Es entsteht Verbindung. Echtheit. Und manchmal auch kleine Wunder.

Aber klar: Es gibt auch die andere Seite

Selbstständig sein heißt auch: kein bezahlter Urlaub, keine Lohnfortzahlung, keine Kollegen, die mal eben übernehmen, wenn man durchhängt.
Es heißt: Buchhaltung, Werbetexte, Website pflegen, absagen klarkriegen, Zeiten mit wenig Buchungen überstehen – und sich immer wieder selbst motivieren.

Und manchmal frage ich mich natürlich auch: „Warum tu ich mir das eigentlich an?“
Aber die Antwort kommt meist ziemlich schnell. Weil es einfach mein Ding ist. Und weil ich nicht mehr anders will.

Berufung als Kompass – nicht als Wellnesspaket

Ich glaube, das größte Missverständnis rund um das Wort „Berufung“ ist: Dass es dann leicht sein müsste. Stimmig, ja – aber nicht immer angenehm. Berufung konfrontiert dich mit deinen Ängsten. Deinen Grenzen. Deinen blinden Flecken.

Gleichzeitig bringt sie dich in Kontakt mit einer Kraft, die dich trägt.
Mit Sinn. Mit Begeisterung. Mit dem Gefühl: „Ich bin auf dem richtigen Weg.“

Mein Fazit

Die eigene Berufung zum Beruf zu machen ist keine Garantie für Glück – aber eine Einladung zur Lebendigkeit.
Manches daran ist anstrengend, unbequem oder ungewiss. Aber es ist auch echt.
Und das ist mir wichtiger als Sicherheit.